Anfang des 20. Jahrhunderts wollte man die heimische Bergnatur immer größeren Bevölkerungskreisen zugänglich und erlebbar machen. Deshalb gab es bereits zu den Pionierzeiten des Skisports Pläne zur technischen Erschließung. Die Brannenburger Firma Steinbeis plante zunächst eine Zahnradbahn durch das Förchenbachtal zum Tatzelwurm und möglicherweise weiter bis zum Unteren Sudelfeld.
So ist im Archiv der Sektion Rosenheim des Deutschen Alpenvereins (DAV) zu lesen: „Nachdem im vergangenen Jahre (1912) die Bergbahn auf den Wendelstein eröffnet wurde, steht nun das Projekt einer zweiten bayerischen Bergbahn von Bayrischzell über das Sudelfeld zum Großen Traithen, 1843 Meter, vor der Ausführung.“
Diese Bahn werde den Gipfel eines der herrlichsten Berge der bayerischen Alpen erklimmen, heißt es weiter: „Als Aussichtsberg immer schon berühmt und nur wegen des verhältnismäßig anstrengenden Aufstieges bisher weniger besucht als die umliegenden Berge, lehnt sich an seine Nordseite das Sudelfeld. Von ihm aus lassen sich bequem vielerlei Touren und diverse Übergänge ins Inntal unternehmen.“ Die Vorzüge der neuen Bergbahn lägen in der leichten Erreichbarkeit von München aus und „der kurzen Fahrtdauer vom Tale zum Gipfel von 30 Minuten, die Fahrt zum Sudelfeld wird sogar nur zwölf Minuten währen“.
Technik bis ins kleinsteDetail ausgearbeitet
Und weiter berichten die Chronisten 1913: „Alle Streitigkeiten zwischen Skiläufern und Almbesitzern sind nun endlich behoben und steht das gesamte Sudelfeld jetzt dem Skisporte offen. Die projektierte Bahn über das Sudelfeld auf den Traithen wird in ihrem ersten Teile, also von Bayrischzell bis auf das Sudelfeld (Vogelsang) als Standseilbahn und im zweiten Teil, also von da bis zum Gipfel des Traithen, als Schwebebahn geführt werden.“
Auch die Technik der Bahn wurde damals bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und beschrieben. So galt es unter anderem, bedeutende Erhebungen und tiefe Einschnitte durch über 700 Meter betragende Seilspannungen zu überwinden: Der Reisende genieße auf dieser Strecke den Ausblick auf die Alpen- und Gletscherwelt, und so werde die Fahrt „unzweifelhaft zum Schönsten gehören, was derart geboten werden kann“.
Auch das zur Bahn gehörige Bauwerk sollte sich sehen lassen können: „Auf bevorzugtem Platz mit umfassender Rundsicht und Einblick in vier Täler wird am Vogelsang ein modernes, geräumiges Unterkunftshaus erbaut werden, das selbst den verwöhntesten Ansprüchen genügend, mit allen Bequemlichkeiten für Sommer- und Winterbetrieb ausgestattet wird und unter sportlich und geschäftlich fachgemäße Leitung zu stehen kommt. Allerhand Sportanlagen, besonders Sprunghügel in nächster Nähe des Hauses, das an einem Platze erstehen wird, welcher bis spät in das Frühjahr hinein tiefe Schneelage aufweist, werden errichtet und unterhalten.“