Eintracht statt Zwietracht bei der Einweihung des neuen Sechserlifts am Waldkopf am 19.12.2014: v. l.:Bürgermeister Kittenrainer, Bayrischzell, Landrat Wolfgang Berthaler, Rosenheim, Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, Bürgermeister Hubert Wildgruber, Oberaudorf, Regierungspräsident Christoph Hillenbrand - Der neu angelegte Beschneiungsteich bei der Walleralm

Beinahe vierzig Jahre geschah am Sudelfeld fast nichts, während die benachbarten Tiroler Skigebiete kräftig modernisierten und technisch aufrüsteten. Lediglich der Schlepper Sudelfeld II wurde durch einen zeitgemäßen Sessellift ersetzt und somit seine Kapazität erneut erhöht. Das Skipublikum drohte mehr und mehr nach Tirol abzuwandern. Zudem machte der Klimawandel dem Skiparadies trotz seiner guten Höhenlage zunehmend zu schaffen. Die Skisaison wurde kürzer und manche Abfahrtsabschnitte mussten frühzeitig wegen Ausaperung gesperrt werden.
Eine Rettung des Skiparadieses schien nur durch eine großflächige und systematische Beschneiung möglich. Es wurde eine großzügige und umfassende Planung erstellt. Aber so einfach ging das nicht. Der Bund Naturschutz und der Deutsche Alpenverein sowie einige andere Organisationen erhoben beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Baumaßnahme. Am 03.06.2014 entschied das Gericht gegen die Kläger. BN und DAV gaben aber keineswegs klein bei, sondern legten beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerde gegen das Urteil ein. Das hohe Gericht schmetterte auch diese Beschwerde ab, und zwar mit der Begründung „…dass die Gewährleistung von Schneesicherheit für das Gebiet wichtig ist. Am Sudelfeld ist man vom Tourismus abhängig, somit ist das geplante Projekt auch für den Erhalt und die Förderung der Wirtschaftskraft und von Arbeitsplätzen nötig.“
Eine Reihe von Alpenvereinssektionen der Umgebung haben sich der Argumentation von BN und DAV angeschlossen und sich ebenfalls gegen die Modernisierung des Skigebiets ausgesprochen. Ein pikanter Aspekt bleibt jedoch, dass ausgerechnet die Alpenvereinssektion Rosenheim mit ihren fast 10000 Mitgliedern und ihrem Vorsitzenden Franz Knarr, zu deren Arbeitsgebiet (Wegebau und –erhaltung) das Sudelfeld gehört, den Ausbau befürwortet hat. Begründung: Wir wollen nicht, dass irgenwann in unserem Arbeitsgebiet eine vor sich hin rostende Wintersportruine steht.
Mit den beiden Gerichtsentscheidungen wurden die längst angelaufenen Baumaßnahmen legalisiert. Es wurden Leitungen für die 250 im Endausbau vorgesehenen mobilen Schneekanonen und fest installierten Beschneiungslanzen verlegt. Aber da man für die Beschneiung ja Wasser benötigt, musste ein möglichst hoch gelegener Beschneiungsteich angelegt werden. Die Mulde bei der Walleralm bot sich für diesen Speichersee mit maximal 150000 Kubikmeter Fassungsvermögen an. Seine Lage hat den Vorteil, dass nur wenig Pumpenergie erforderlich ist, weil der größte Teil des Skigebiets unterhalb liegt. Wegen der verhältnismäßig hohen Temperaturen im November und Dezember 2014 war aber leider trotz aller Vorbereitungen keine Beschneiung möglich.
Die Rettung brachten die starken Schneefälle am Jahresende. Jetzt brauchte auch nicht beschneit werden. Aber für die Berechtigung der Beschneiungsanlagen wird der Nachweis heuer sicher noch kommen.
Am 19.12.2014 wurde als Ersatz für den alten Doppelschlepper am Waldkopf der neue hochmoderne Sechser-Sessellift mit Abdeckkuppeln und Sitzheizung in Betrieb genommen. Der Waldkopf wurde so kinder-, anfänger- und snowboardfreundlicher. Der Hang rechts vom Lift ist als FIS-Strecke ausgewiesen. Er eignet sich besonders für Parallel-Wettkämpfe, da er auf mehr als 50 Meter Breite eine durchgehend sehr gleichmäßige Neigung aufweist. Auch der Snowboard-Weltcup ist deshalb regelmäßig hier zu Gast. Außerdem gibt es neuerdings eine Verbindungsabfahrt zwischen Mittelstation und Waldkopf-Talstation.
2015 ist vorgesehen, den Doppelschlepper am Sudelfeldkopf ebenfalls durch einen kuppelbaren Sessllift zu ersetzen. Die Beschneiungsfläche soll von derzeit 20 auf 50 Hektar (Endausbau 70 ha) ausgeweitet werden. Die Ausbaustufe 3 sieht einen Neubau der Zubringerbahn von Bayrischzell aus vor, und zwar als Pendel- oder 10er-Umlaufbahn. Im Zuge dieser Baumaßnahme soll auch Die Talabfahrt (Sauhöll) erweitert, planiert und mit Schneekanonen versehen werden, so dass künftig regelmäßig eine Abfahrt nach Bayrischzell möglich wird. Im weiteren Verlauf ist auch vorgesehen, andere Schlepplifte durch Sesselbahnen zu ersetzen, um so eine Komfortverbesserung zu erreichen.
Im Endausbau wird das Skiparadies Sudelfeld das größte beschneite Skigebiet Bayerns sein und wieder zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die benachbarten Tiroler Skigebiete werden.