Von alters her ist der größte Teil des Sudelfelds Eigentum der Niederaudorfer Almbauern. Einige Almen (Kronberger, Jackelberg- und Arzmoosalm) gehören sogar Brannenburger Bauern. So ist es nicht verwunderlich, dass die erste rein forstlich und landwirtschaftlich orientierte Erschließung durch das Auerbachtal von Niederaudorf her erfolgte. Die Brannenburger trieben ihr Vieh über den Kronberger Schinder oder die Steinerne Stiege zwischen Dümpfel und Schortenkopf auf. Den Zieh- und Fahrweg von Niederaudorf über Wall bis zur Rechenau gab es schon von alters her. So war es nur natürlich, dass die Niederaudorfer Bauern über den Tatzlwurm hinaus das Gelände durch Ziehwege zu erschließen begannen. Der ursprüngliche Almweg in die Rosengasse, zum Sudelfeld und zum Wildalpjoch folgte jedoch dem Bachlauf und nicht der heutigen Trasse der Sudelfeldstraße. Wer vom Wanderparkplatz oberhalb des berühmten Gasthauses „Feuriger Tatzlwum“ einfach talein wandert – übrigens ein herrlicher Winterspaziergang – folgt dieser alten Wegführung. Ein Weg durch das teilweise schluchtartige Förchenbachtal existierte noch nicht, und die Bayrischzeller Bauern hatten ihre Sommerweiden woanders. Kein Wunder also, dass der landschaftlich so großartige Hochkessel nicht nur von den Besitzverhältnissen her, sondern auch politisch immer schon zu Niederaudorf gehörte.
Bis Ende der Fünfzigerjahre durfte die mittlerweile zum Forst- und Almweg ausgebaute Straße durch das Auerbachtal nur von den Grundanliegern und von Fahrzeugen der Forstwirtschaft befahren werden. Schließlich wurde die kurvenreiche schmale Verbindung von Niederaudorf zum Tatzelwurm für den öffentlichen Verkehr freigegeben.
Zu einer wirklichen Erschließung des Sudelfelds kam es jedoch erst, als von Bayrischzell eine großzügige Straße bis zum Sattel fertiggestellt wurde. Dies geschah in den dreißiger Jahren, also in der Zeit des Nationalsozialismus. Es war eines der ersten Teilstücke der „Deutschen Alpenstraße“, ein im Grunde und vom Wesen her ziemlich sinnloses Bauwerk und eines der Beispiele von nationalsozialistischem Gigantismus. Heute könnte diese Straße allein aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes nicht mehr gebaut werden. Auf jeden Fall wurde dasTeilstück bis zum Sattel 1939 dem Verkehr übergeben. Der Bau der Alpenstraße unterstand der berühmt-berüchtigten „Organisation Todt“, sozusagen Hitlers Bautruppe. Warum hier so gründlich und sauber gebaut wurde, dürfte sicher auch daran gelegen haben, dass das heutige Jugendheim oberhalb des Sattelparkplatzes der SS bis Kriegsende als Erholungsheim diente, und Heinrich Himmler wollte vermutlich, dass seine „Herrenmenschen“ es leicht und bequem erreichen konnten. Ein Zeitzeuge (Winterpächter einer nahegelegenen Alm während der Kriegsjahre) berichtete, dass das Haus auch eine Einrichtung von „Lebensborn“ beherbergte, einer Unterorganisation der SS zur Aufzucht rein arischer Kinder. Ein historisch zuverlässiger Beleg hierfür ließ sich jedoch nicht finden.
Bis Kriegsende war auch die Verbindung bis zum Tatzlwurm im Rohbau fertig, so dass nach dem Krieg nur noch der Straßenbelag aufzubringen war. Für die massiven Brücken, Rampen und Hangbrücken verwendete man überwiegend Material, wie es an Ort und Stelle gefunden wurde. Diese Arbeiten erledigten in den dreißiger Jahren hauptsächlich Angehörige des Arbeitsdienstes, in den Kriegsjahren wurden mehr und mehr Kriegsgefangene dazu herangezogen.
Warum an der Straße bis Kriegsende so konsequent weitergebaut wurde, mag vielleicht auch militärische Hintergründe gehabt haben. So befindet sich auf dem Buckel südöstlich der Schweinsteigeralm ein auffälliger Betonbunker, der wohl ein Flakgeschütz beherbergt hat. Auch von einem Frühwarnposten, der die aus Italien durch das Inntal einfliegenden Bomberverbände rechtzeitig erkennen sollte, wurde gesprochen.
Schließlich wird auch die Meinung geäußert, dass im Zuge des Ausbaus einer „Alpenfestung“ selbst in den letzten Kriegsmonaten noch fleißig an der Sudelfeldstraße gebaut wurde. Letztlich handelt es sich hier jedoch nur um Vermutungen. Bestimmt aber lagen dem Bau der Sudelfeldstraße sportliche oder touristische Motive erst in zweiter Linie zugrunde. Nachdem 1953 die Straße bis zum Tatzlwurm fertiggestellt war, bot es sich natürlich an, eine Verbindung bis ins Inntal herzustellen. Die Forst- und Almstraße durch das Auerbachtal hinaus nach Niederaudorf war schmal und für den öffentlichen Verkehr noch unzureichend ausgebaut. Erst 1959 konnte sie – wie erwähnt – als Mautstraße freigegeben werden. Als Alternative bot sich der Ausbau des holprigen Fahrweges duch das Förchenbachtal an. Das Problem bestand darin, dass der größte Teil der Straße über Grundeigentum der Firma Steinbeis, dem ehemaligen Besitzer der Wendelsteinbahn, führte. Außerdem bedurfte es des Ausbaus des Tunnels an der Förchenbachschlucht. Nach langen Verhandlungen der damaligen Gemeinden Brannenburg, Degerndorf und Flintsbach mit der Firma Steinbeis konnten auch diese Hürden überwunden und 1954 die Förchenbachtalstraße dem Verkehr übergeben werden. So wurde also die Sudelfeld-Förchenbachtal-Straße eine der wenigen echten Passstraßen des deutschen Alpenraums und stellte den wohl ausschlaggebenden Impuls dar für den Ausbau des „Skigebiets Sudelfeld“ bis zum heutigen Umfang. Von Bedeutung für die skisportliche Erschließung waren ferner die Stichstraße in die Rosengasse sowie die Verbindung vom Waldkopf-Parkplatz über Grafenherberg in die Rosengasse.