News Klettern in Sizilien

Uns treibt´s ja bekanntlich um. Deshalb waren wir ganz flott mal wieder eine Woche zum Klettern in Sizilien unterwegs: Unser Spot: San Vito Lo Capo, das kleine – und im Spätherbst/Winter wirklich verschlafene – Dorf mit dem unglaublich weißen Sandstrand und dem unglaublich, sagenhaft guten Fels.

Flair – Charakter – gute Feen

Das schöne an San Vito: Wer klettertechnisch was auf sich hält bzw. tatsächlich was drauf hat, der hat dort seine Spuren hinterlassen. Hier finden sich Touren gebohrt von Michel Piola bis Adam Ondra. So klein der Ort San Vito selbst ist, so weitläufig sind die Klettergebiete. Wenn sich an warmen Novembertagen die meisten in den Sektoren der Salinella tummeln, bleibt man an den Pracht-Sektoren der „Nuova Ossessione“ oder an der „Never Sleeping Wall“ den ganzen Tag ungestört. Dabei bieten fast alle Sektoren die „von-bis“-Palette, die Zustiege sind absolut moderat und in der Regel leicht zu finden. Das Potential für Neutouren in diesen schon erschlossenen Sektoren ist übrigens immer noch immens.

Und beim jährlich Ende Oktober stattfindenden San Vito Climbing Festival geben sich Cracks und solche, die es noch werden wollen, ein nettes und total entspanntes Stelldichein. Irgendwie Kletter-Szene in Reinstform. Und Daniele und Ivan vom YMCA Climbing House tragen ganz maßgeblich dazu bei. Daniele, der aus dem etwa 4 Stunden entfernten Catania hierher kam und Ivan, der sogar dem Dolomitental Val di Fassa im Trentino aus Begeisterung für San Vito den Rücken kehrte. Sie sind die Ansprechpartner und unermüdlichen „guten Feen“ hinter den unzähligen Sektoren. Sie sind es, die maßgeblich für die Sanierung alter Sektoren sorgen und wahre Experten beim Thema „Rost / Meeresluft“ sind.

Absicherung – es rührt sich was!

Im Climbing House an der Hauptstraße in San Vito hat Daniele einen kleinen Glaskasten – mit einem Sammelsurium an geglaubten „Unmöglichkeiten“. Denn San Vito hatte eine wahre Erschließungswut über sich ergehen lassen müssen, als das Gebiet vor etwa 10 Jahren plötzlich unter vorgehaltener Hand immer mehr als DER Geheimtipp gehandelt wurde. Das führte dann dazu, dass Hakenmaterial „von-bis“ in die fast ausschließlich hervoragenden Felsen gezimmert wurde. Nachteil: Hier hat’s, was das Setzen von Bohrhaken angeht, anspruchsvolle, echtes Know-how fordernde Bedingungen.

Denn die salzige Meeresluft und die im Sommer hohen Temperaturen auf den südseitigen Felsen machen es dem Material nicht leicht, langfristig zu bestehen… Kletterer sind deshalb gut beraten, hier nicht ganz blauäugig an die Sache ranzugehen. Und auch Daniele und Ivan haben dies längst erkannt und bemühen sich stets, das Gebiet nach und nach auf ein hohes Niveau in puncto Absicherungsqualität zu bringen.

Als ich Daniele frage, wie der Fortschritt so ist, meint er nur: „We have enough gear but not enough people to bolt“. Wer also mithelfen will, ist sehr willkommen und darf gerne die Bohrmaschine schwingen, um zu sanieren und zu erschließen. Allerdings sollte man auch hier wissen, was man tut, eh klar!

Neue Sektoren zum Klettern in Sizilien

Ach ja Stichwort „erschließen“:

Frisch neu eröffnet ist ein Sektor in der Nähe von Macari, unweit von San Vito, mit leichten Touren im 5. Und 6. Grad. Daneben wurde während des Climbing Festivals aber auch ein neuer Sektor mit Touren ab 6c eröffnet, dessen eigentlicher Schwerpunkt im 8ten Franzosengrad liegt, also Cracks only. Den Topo gibt es im Moment aber nur handschriftlich bei Ivan. Allgemein erhältlich ist seit November 2015 auch eine brandneue Auflage des Kletterführers Roccia di Sole – Klettern in Sizilien. Also auf nach San Vito, es gibt viel zu tun!